Manuelle Therapie (MT)
Was ist Manuelle Therapie?
Die Manuelle Therapie beschäftigt sich im engen Sinne mit der Behandlung von Gelenken, vor allem mit der Beseitigung von Funktionsstörungen. Funktionsstörungen sind Bewegungseinschränkungen in einem oder mehreren Gelenken, welche sich bei längerem Bestehen auf viele (teils auch entfernte) Teile des Körpers auswirken können. Ein Beispiel: eine Bewegungseinschränkung im Fuß kann sich sehr stark auf den alltäglichen Gang auswirken und so zu einem unharmonischen Bewegungsverhalten führen. Dies kann nachfolgend Probleme in beinahe jedem Gelenk des Körpers verursachen. Allen voran in der Hüfte, dem Knie und im unteren Teil der Wirbelsäule.
Im breiteren Sinne beschäftigt sich die Manuelle Therapie jedoch mit weitaus mehr als nur der Mobilisation von Gelenken, da eine Funktionsstörung nicht zwangsläufig durch eine Blockade oder Fehlstellung ausgelöst werden muss. So kann auch eine verkürzte Muskulatur, eine Verklebung der Gelenkkapsel, eine verspannte Bindegewebsplatte (z.B. Faszien) oder eine Fehlhaltung Schmerzen im Gelenk verursachen. Daher verfügt der Manueltherapeut über ein breites Spektrum an Behandlungsmöglichkeiten und einhergehend über gute Kenntnisse bezüglich Anatomie und Physiologie.
Doch nicht nur in der Auswahl der Behandlungsmöglichkeiten unterscheidet sich die Manuelle Therapie von der klassischen Krankengymnastik. Ein gut geschulter Manualtherapeut wird initial eine ausführliche Befundung anhand des Bio-Psycho-Sozialen-Modells vornehmen. Das bedeutet, dass das vorliegende Gesundheitsproblem nicht als isoliert körperliche Störung interpretiert wird, sondern der Patient als Individuum und auch als Teil eines sozialen Gefüges gesehen wird. So werden zum Beispiel Stressfaktoren oder ein schädliches Bewegungsverhalten im Alltag aufgedeckt.
Für wen eignet sich die Manuelle Therapie?
Die Behandlung nach manualtherapeutischem Konzept ist bei vielen Gesundheitsproblem angezeigt. Ihr größtes Potenzial kann sie vermutlich bei der Behandlung von Bewegungseinschränkungen entfalten. Dies können zum Beispiel Schmerzen beim Schulterblick, beim Greifen in das oberste Regalfach oder auch das Aufheben eines Gegenstandes am Boden sein.
Ein weiteres Anwendungsgebiet stellt die Behandlung von Schmerzzuständen dar, die der Therapeut über eine breite Auswahl an Behandlungsmöglichkeiten beeinflussen kann.
Wer darf manualtherapeutisch arbeiten und wie lange dauert die Ausbildung?
Manuelle Therapie darf im Rahmen einer ärztlichen Verordnung nur von Therapeuten angewendet werden, welche eine entsprechende Fortbildung absolviert haben.
Innerhalb der Ausbildung eignet sich der Therapeut Wissen über Befundungstechniken, Neurophysiologie, Stressphysiologie, Schmerzentstehung, Biomechanik, Anatomie und vieles weiteres an. Hinzu kommt das Lernen und ständige Wiederholen manueller Mobilisationsmanöver und das Aneignen von Bewegungs- und Kräftigungsübungen.
Die Fortbildung zum Manualtherapeuten erstreckt sich über 2 Jahre und wird mit jeweils einer theoretischen und einer praktischen Prüfung abgeschlossen.
Wie sieht eine klassische Behandlung aus?
Initial nimmt der Therapeut eine ausführliche Befundung vor. Dies beginnt mit einer Anamnese, also der reinen Befragung des Patienten. Hier werden Schmerzen, Bewegungseinschränkungen, Auswirkungen auf den Alltag, der Beruf, die gesundheitliche Vorgeschichte und noch viel mehr abgefragt. Anschließend folgt ein Sicht- und Statikbefund. Hierbei wird die Haltung des Patienten in Ruhe, aber auch in Bewegung bewertet. Zuletzt findet der Tastbefund statt.
Daran schließt die eigentliche Behandlung. Der Therapeut behandelt über Handgriffe und Mobilisationsmanöver eventuelle Blockaden, Verkürzungen und ähnliches. Damit betroffene Gelenke ihre nun wiederhergestellte Position behalten, werden dem Patienten Übungen gezeigt, mit denen er die Beweglichkeit verbessern, die umliegende Muskulatur kräftigen und das Behandlungsergebnis sichern kann. Das Ausführen der Übungen zuhause ist für eine erfolgreiche Therapie unablässig.
Ein guter Manualtherapeut wird dem Patienten laufend Wissen über die Entstehung des Gesundheitsproblems vermitteln. Dies hilft dem Patienten zum einen fehlerhafte Bewegungen zu vermeiden und zum anderen wird er bemächtigt, sein Problem zu verstehen und kann so auch Eigenverantwortung übernehmen.